Mittwoch, 15. April 2009

Der Selbstbetrug geht weiter

Immer größer wurde der Druck von Banken und Politikern in den vergangenen Monaten, vor allem da schon bald die nächsten Quartalsergebnisse verkündet werden müssen. Nun hat die zuständige Behörde mal wieder nachgegeben: US-Geldhäuser dürfen sich zukünftig selbst aus der Krise hinausbewerten. Während die Börse jubelt, schlagen sogar herkömmliche Experten die Hände über dem Kopf zusammen:

"Ich halte diese Änderungen für eine Katastrophe. Damit wird der Willkür in der Bilanzierung Tür und Tor geöffnet."
Dieter Hein, Analysehaus Fairesearch (laut Reuters)

FASB heißt die in den USA für Rechnungslegungsvorschriften zuständige Behörde. Sie hat die bisher geltenden Regeln für die Bewertung von Wertpapieren gelockert. Demnach können die US-Banken "mehr Wertpapiere nach eigenen Modellen bepreisen und müssen nicht die teils massiv gesunkenen Marktpreise in ihren Bilanzen als Basis verwenden". Das heißt: ab sofort weniger Abschreibungen und wieder mehr Leichen im Keller!

Und es kommt noch besser - zumindest für die an kurzfristigem Jubel interessierten Börsianer: Die für Europa zuständige IASB wird wohl nachziehen. Wahrscheinlich weil es sonst zu einer Wettbewerbsverzerrung im Rennen um den nächsten Höhepunkt der Finanzkrise kommen könnte. So viel zum Transparenz-Geschwafel der G20-Regierungschefs, die ihr Geschwätz von gestern anscheinend so rein gar nicht interessiert. Weltweit einheitliche und nachhaltige Standards sind weiterhin nicht in Sicht. Der nächste Crash dagegen schon.

1 Kommentar:

  1. War nicht das auslagern von unrentablen Papieren in sogenannte Beteiligungsgesellschaften mit ein Auslöser für die Krise? nun soll dieser faule Trick, der zu den wahnwitzigen Renditen der Geldhäuser geführt hat das Heilmittel sein! ich glaube hier haben Unsere Entscheidungsträger immer noch nicht dazu gelernt oder sie werden für die Handlangerei sehr gut entlohnt.

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