Sonntag, 24. Februar 2008

Empörung als Nebelkerze

"Es ist ein Skandal, dass es ein Land mitten in Europa gibt, das sein Geschäftsmodell darauf aufbaut, für Steuerhinterzieher und Schwarzgeld sozusagen Fluchtburg zu sein."
Bayern Ministerpräsident Beckstein über Liechtenstein

"Unsere Kunden können die Möglichkeiten des Finanzplatzes Liechtenstein optimal nutzen"
Aus der Werbung einer Liechtensteiner Bank, an der das Land Bayern indirekt beteiligt ist

Die Bayerische Landesbank (und die für sie mitverantwortliche Politik) hat sich schon in der Finanzkrise nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Nun berichtet die Süddeutsche Zeitung unter anderem mit den Zitaten oben über eine pikante Nebenrolle der Bayern LB im Steuerskandal.

Demnach hat die Landesbank im Oktober 2007 eine österreichische Bank übernommen, der 49% einer Bank in Liechtenstein gehört. Den Bankern aus Österreich werden von der Nationalbank "wesentliche Gesetzesverletzungen" vorgeworfen, unter anderem bei Geschäften mit den inzwischen berühmten Stiftungen in Liechtenstein.

Dort gilt (natürlich auch für die Tochterbank) das Bankgeheimnis mit Verfassungsrang, bei der Bayern LB das Geschäftsgeheimnis (mit Rückendeckung von Ministerpräsident Beckstein und Finanzminister Huber). Passend dazu die Überschrift der SZ: "Verschleiert und verhüllt".

Mittwoch, 20. Februar 2008

Steuer-Skandal zur rechten Zeit

Dumm gelaufen: Da springt der Staat mit Milliarden-Zuschüssen und Bürgschaften aus Steuergeldern bei Banken ein - und wenige Tage später gibt es ein viel schlagzeilenträchtigeres Thema, weil Prominente und Spitzenmanager lange Zeit ungesehen ein paar Steuermillionen nach Liechtenstein hinüber gerettet haben.

Anstatt sich nun über die Ursache beider Exzesse Gedanken zu machen, wird das eine Thema fallen gelassen wie eine (zu?) heiße Kartoffel und auf die anderen (Einzelfall-?)Übeltäter bei erhobenem Zeigefinger kräftig eingeschlagen.

Dabei könnte eine Änderung des maroden Geldsystems einen wesentlichen Beitrag dafür leisten, dass beides in Zukunft nicht mehr vorkommt und die "Neidebatten", sowie das gegenseitige Ausspielen von (auch) steuerzahlenden Arbeitnehmern und (auch) steuerhinterziehenden Arbeitgebern in ständigen Tarifstreits ein Ende haben.

Ach ja, das beste kommt ja meistens zum Schluss - so auch hier: Der Informant, der die Aufsehen erregenden sensiblen Liechtensteiner Bankdaten nach Deutschland vermittelt hat, soll dafür fünf Millionen Euro bekommen haben. Eine klassische Win-Win-Situation, zumindest für den Informant und den deutschen Staat.

Apropos Zahlen: Um mal die unterschiedlichen Dimensionen aufzuzeigen... Bei den reichen Steuerhinterziehern geht es Schätzungen zufolge um insgesamt 300 Millionen bis vier Milliarden Euro. Durch die Finanzkrise rechnet der Bund wegen der zusätzlichen Abschreibungen der Banken allein mit einem Steuerausfall von fünf Milliarden Euro. Da ist noch keine einzige direkte oder indirekte Spritze eingerechnet.

Finanzkrise? Gern, aber ohne Selbstbeteiligung, bitte!

Sie haben sich verspekuliert, eine weltweite Finanzkrise mit ausgelöst, ihren Arbeitgeber beinahe ruiniert und den Bundesfinanzminister zu einer einmaligen und für den Steuerzahler teuren Aktion genötigt, um den Bankenstandort Deutschland zu sichern.

Doch trotz Entlassung oder Rücktritt verdienen sie weiter und müssen auch keine Schadenersatzansprüche fürchten, berichtet "Die Presse". Demnach werden bis Ende des Jahres die Gehälter des IKB-Vorstands weiter gezahlt und trotz Milliardenverlusten sind Erfolgsprämien geflossen.

Das i-Tüpfelchen ist die Manager-Haftpflichtversicherung der IKB. Üblicherweise gibt es einen angemessenen Selbstbehalt für die Manager - in diesem Fall leider nicht.

Freitag, 8. Februar 2008

Vertrauen ist gut...

Dutzende Filialangestellte verschiedener Banken in Deutschland hat die WirtschaftsWoche (wiwo) befragt - "von Commerzbank und HypoVereinsbank bis zur schwedischen SEB, von der kleinen Weberbank in Berlin bis zur Deutschen Bank und den großen Sparkassen." Das Ergebnis ist noch schlimmer als erwartet und lässt sich ganz gut mit der Aussage eines Commerzbank-Privatkundenberaters zusammen fassen:

"Die Beratung der Kunden orientiert sich daran, was die Bank will, und nicht daran, was der Kunde braucht."

Mit welchen Methoden die immer waghalsigere Profitjagd der Banken läuft und welche heftigen Auswirkungen das auch auf die Mitarbeiter hat, ist in diesem erschreckenden, aber letztendlich logischen Report nachzulesen.

Was einzelne Banker schildern (und von den Vorgesetzten natürlich dementiert wird), belegt FINANZtest (zumindest Teile davon).

Dienstag, 5. Februar 2008

Gesund und schlank - gut oder schlecht für Staat und Wirtschaft?

Gesunde und schlanke Menschen sind für den Staat teurer als Raucher und Übergewichtige. Das haben niederländische Wissenschaftler festgestellt. Grund für die unterschiedlichen Kosten sind die unterschiedlichen Lebenserwartungen und sich daraus ergebenden medizinischen Ausgaben.

Gesunde und schlanke Menschen werden durchschnittlich 84 Jahre alt und verursachen Behandlungskosten von 417.000 Dollar. Übergewichtige dagegen leben nur 80 Jahre und "kosten" 371.000 Dollar, Raucher sogar nur 326.000 Dollar bei rund 77 Lebensjahren.

Was die Wissenschaftler jedoch nicht berechnet/bedacht haben, sind die Auswirkungen auf das so wichtige Wirtschaftswachstum! Schließlich kommen die vielen Behandlungen der gesunden und schlanken Menschen den Ärzten, Pflegern und Pharmaunternehmen zugute. Auf der anderen Seite profitieren die Tabakkonzerne, Lebensmittelproduzenten und auch der Staat von Rauchern und Übergewichtigen...

Eine schwierige Sache mit den Wirtschaftlichkeitsberechnungen des Lebens!