Montag, 18. Januar 2010

Neues Jahr, altes Spiel: Tarifverhandlungen ohne den entscheidenden Tarifpartner

Kaum hat das Jahr begonnen, werden auch schon die ersten Verteilungskämpfe eingeläutet. Diesmal sind es die Ärzte an kommunalen Einrichtungen, die mehr Geld wollen. Sie fordern ein Plus von fünf Prozent. Ein anderer Tarifpartner hat dieses Plus schon sicher: die Geldgeber. Während sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer um den restlichen Kuchen streiten, sind sie fein raus. So lange das Geldspiel funktioniert.

Für wen es so gut wie gar nicht funktioniert, ist auch schon klar. Nur der Zusammenhang ist es meistens nicht. Arbeitnehmer und Rentner haben nämlich meist das Nachsehen. In schöner Regelmäßigkeit stellen Studien fest, dass die Reallöhne sinken (seit 1990 um bis zu 50 Prozent!) - trotz Wirtschaftswachstum. Und während SPIEGEL und WELT noch so tun, als wären die Rentner/Pensionäre und Beamten die großen Gewinner und alles gar nicht so schlimm, sieht die Realität anders aus: die nächste Nullrunde und eine aufkommende Welle der Altersarmut.

Da kann man eh nix machen? Quatsch: Move your Money!

US-amerikanische Journalisten haben sich laut Humane Wirtschaft eine interessante Freizeitbeschäftigung zugelegt. Sie rufen zum Abziehen der Gelder von Investmentbanken auf - und zwar auf äußerst überzeugende Weise...



Auch in Deutschland gibt es reichlich Möglichkeiten für eine etwas andere Geldanlage: beispielsweise hat die INWO ihr Konto bei der GLS Bank. Doch bei der Bankenwahl ist Vorsicht geboten, denn nicht immer wo nachhaltig drauf steht, steckt auch nachhaltig drin. Für eine allgemein nachhaltige Geldwirtschaft braucht es nämlich eine andere Finanzordnung!

ZEIT Dossier: Als das Geld vom Himmel fiel

Das aktuelle Dossier der Zeit sorgt für einigen Nachhall im Internet. kopf.lastig schreibt zum Beispiel...

"Der Artikel (...) zeigt an Beispielen, wie das Geld eher in Finanzmärkten investiert wird als in die Realwirtschaft (etwa als Kredite an Unternehmen). Schließlich aber kommt für mich das, was mich wirklich aufregt: Mit diesem Geld finanzieren die Banken die Schulden der Bundesrepublik. Und verdienen an den Zinsen."

Auch ein Hörbeitrag berichtet darüber und ein Interview mit Helmut Schmidt in der gleichen Ausgabe. Der Altkanzler hat sich ja schon mehrfach kritisch zur Finanzindustrie geäußert, ebenso wie der Politiker-Kollege Biedenkopf.

Freitag, 8. Januar 2010

Der ahnungslose Nobelpreisträger

Zu Weihnachten hat der US-Ökonom Edmund Phelps der Süddeutschen Zeitung ein Interview gegeben: "über perverse Banken, populistische Krisenpolitik und die 'vergessene Kunst' der alten Handelsbanken." An vielen Stellen fragt man sich, ob der 76-Jährige Nobelpreisträger, der als marktradikal gilt, tatsächlich so naiv ist oder nur so tut.
"Mir war auch nicht bewusst, wie sehr viele Unternehmen nur noch auf kurzfristige Gewinne aus sind. Das ist schlimm."
Auf die Frage, was man gegen die "Perversion" der bestehenden Banken tun könne, antwortet er erst ausweichend und dann reichlich phantasielos.
"Das ist eine große Frage. (Pause.) Ich glaube nicht, dass die Geschäftsbanken, die von kleinen Privat- und Geschäftsleuten Spareinlagen nehmen, mit diesem Geld auf riskante Finanzwerte wetten sollten. Wir sollten den Banken verbieten, die Einlagen für solche Spekulationen zu verwenden."
Da hätte die Süddeutsche mal lieber - auch passender zum christlichen Fest - die "Neuneinhalb Thesen" abdrucken sollen! Und wer Phelps noch nachträglich beschenken möchte, könnte ihm diesen anderen Link zu THE MONEY SYNDROME senden.