Donnerstag, 24. September 2009

G20-Gipfel der Tatenlosigkeit

Nicht mehr und nicht weniger als die "Neuordnung des Weltfinanzsystems" haben sich die Staats- und Regierungschef für ihr Treffen in Pittsburgh vorgenommen. Doch schon jetzt steht fest: Daraus wird nichts werden.

Die Bonuszahlungen an Banker sollen begrenzt und neue Eigenkapitalregeln für Banken beschlossen werden. Doch noch nicht einmal auf diese mickrigen kosmetischen Arbeiten an der maroden Fassade wird man sich einigen können. Die USA sind gegen Grenzen für Boni, Deutschland ist gegen nationale Alleingänge mit einer Finanztransaktionssteuer und Großbritannien ist sowieso gegen alles, was die "City of London" und die angeschlossenen Steuerparadiese verärgern könnte.



Von einem neuen Fundament für eine nachhaltige Finanzordnung ist man nur ein knappes Jahr nach der Lehmann-Pleite wieder meilenweit entfernt. Offenbar muss mehr passieren, bevor die verantwortlichen Politiker umdenken und auch die Journalisten beginnen, die richtigen Fragen zu stellen.

Dienstag, 22. September 2009

Die Chamäleon-Kanzlerin, der Freiherr und die Bankenrettung

Es ist ein faszinierendes Schauspiel, das sich uns mit der Finanzkrise und deren vermeintlicher Bewältigung bietet. Während im Wahlkampf schon wieder das Wachstum der Wirtschaft beschworen wird, tun die Staats- und Regierungschefs auf internationaler Ebene noch so, als wollten sie es tatsächlich eindämmen. Schließlich seien die Zeiten ungebremsten Wachstums vorbei, so Merkel. Die Bundeskanzlerin will sich beim G20-Gipfel auch für "weniger Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft" einsetzen; im Wahlkampf wirbt sie zugleich für den weltweiten Export der mit massiven Exportüberschüssen finanzierten sozialen Marktwirtschaft deutscher Prägung.

Bei der Chamäleon-Kanzlerin verwundern die Widersprüche immer seltener. Eine gewisse Stringenz, Klarheit und Nachvollziehbarkeit wären da die eigentliche Sensation! Auf die Spitze der Widersprüchlichkeit treibt es jedoch die Finanzierung der Bankenrettung. Denn für die staatlichen Rettungsspritzen muss der Bund immer mehr Kredite aufnehmen. Bei wem? Bei den Banken. Das nennt man wohl Kreislaufwirtschaft.

Apropos Wirtschaft: Der zuständige Minister, Karl-Theodor zu Guttenberg, ist bisher noch nicht durch Vorschläge aufgefallen, die für eine nachhaltige Veränderung sorgen würden. Die Kreativität reicht nur soweit, sich mit Finanzminister Steinbrück zu verbrüdern, um mal wieder das Engerschnallen der Gürtel anzuregen. Viel mehr ist auch nach der Bundestagswahl nicht zu erwarten, denn der Freiherr mit der dubiosen Berufserfahrung wird ganz sicher nicht das Wachstum gefährden wollen.

Vor allem nicht das des Guttenbergschen Familienvermögens. Laut SPIEGEL bzw. Manager-Magazin lag das im Jahr 2007 bei 600 Millionen Euro. Die Familie des Bundeswirtschaftsministers ist folglich einer der größten Gläubiger des Bundes. Wächst der Schuldenberg des Staates weiter, steigen auf der anderen Seite auch die Vermögen der zu Guttenbergs, der Gebrüder Aldi u. a. Was andernorts als Interessenskonflikt für großes Aufsehen sorgen würde, bleibt im Fall des Bundeswirtschaftsministers meist unerwähnt. Armes Deutschland!

Visionäre ohne Visionen

Was kann man eigentlich inmitten der größten Finanz- und Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg von einem Zukunftsinstitut erwarten: eine nachhaltige Utopie oder tatsächlich nur ein paar traurige Skizzen, die auf genau das setzen, was uns an diesen Punkt gebracht hat?

1. Szenario: Rheinischer Retro-Kapitalismus
"Trotz des Bekenntnisses zum ökologischen Umdenken wird Wachstum deshalb in erster Linie durch die klassischen Branchen erwartet, die sich den Anforderungen des globalen Marktes und des Klimawandels anzupassen haben."

2. Szenario: Neogrüne Digital-Ökonomie
"Deshalb wird sich das Wachstum auch auf neue Bereiche verlagern... Diese von den Autoren 'Neoökologie' und 'Digitalwirtschaft' genannten Wachstumsbranchen lösen einen regelrechten Green-Dotcom-Boom aus... Getragen wird dieses Wachstum von einer grundsätzlich neuen Produktionslogik... Allerdings, so warnen die Zukunftsforscher, dürfe man nicht zu sehr auf die Wachstumspotentiale der sozio-technologischen Innovationen setzen, weil dann die Gefahr einer Blasenbildung entstehe."

3. Szenario: Big-Brother-Ökonomie
"'Nur wenn Arbeitnehmer und Verbraucher nachhaltig gestützt werden, lässt sich Wachstum garantieren', so das Credo. Deshalb will man durch 'kluge Konjunkturprogramme' ein stabiles Nachfrageklima schaffen."

4. Szenario: Verzichtskapitalismus
"Trotzdem setzt man darauf, Wachstum zu generieren..."

Dienstag, 8. September 2009

Mr. Dax - mit Kritik am Geldsystem zum Bestseller

"Unser Wirtschaftssystem, davon zeigt er sich überzeugt, ist dem Untergang geweiht – wenn nicht bereits jetzt, dann in ein paar Jahren. Ein System, das auf Zinseszins und Schulden gebaut sei, breche irgendwann in sich zusammen. 'Dieses System braucht, um zu bestehen, immer neue Schuldner', schreibt er. Nur so könne sich die stetig wachsende Geldmenge verzinsen. 'Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, an dem die Schuldenlast die Bürger erdrückt.'"
Diese Aussagen stammen nicht von irgendeinem weiteren Globalisierungsgegner, sondern von Deutschlands bekanntestem Börsenhändler Dirk Müller. Das Handelsblatt berichtet über seinen Bestseller, die INWO mit Buchauszügen über seine Sympathie für die FAIRCONOMY. Im Oktober ist Müller auf einer spannenden geldsystemkritischen Tagung zu Gast...

Freitag, 4. September 2009

25% jährliche Rendite - nur?

Andere sind (bzw. waren) da durchaus selbstbewusster, Herr Ackermann! Die Kollegen des größten isländischen Kreditinstituts Kaupthing zum Beispiel: 500% Wachstum in drei Jahren - kein Problem...



Bis zur nächsten Weltfinanzkrise - diesen Herbst?

Dienstag, 1. September 2009

Bankgeschäfte, die zum Himmel stinken

Neu ist die Idee nicht, aber sie ist gefragt: das Einlagern von Käserädern als Sicherheit für Kredite. Kein Scherz. Und nein, die Schweizer haben es nicht erfunden!

Laut Berliner Zeitung geht das norditalienische Finanzierungssystem "auf die 50er-Jahre zurück. Es hilft den Käseherstellern, während der zweijährigen Reifezeit des Parmesan Engpässe zu überbrücken." Vier Geldinstitute machen mit. Eines davon hat eigenen Angaben zufolge 400.000 Parmesan-Laibe á 40 Kilogramm eingelagert, die mit je 300 Euro bewertet werden. Kann ein Kredit nicht zurück gezahlt werden, wird der Käse verkauft.